Mythos Grüne Hölle – der Nürburgring mit seiner Nordschleife ist nicht nur Motorsportfans ein Begriff. Auch für Radfahrende gibt es mittlerweile seit 20 Jahren ein 24-Stunden-Rennen auf der Rennstrecke. In diesem Jahr war der SCU bei Rad am Ring stark vertreten.

Schon im letzten Jahr hatte man einen Einzelstarter beim 24-Stunden-Rennen und drei Teilnehmer beim Jedermann-Rennen auf 75 km vor Ort. In diesem Jahr wurde bereits frühzeitig geplant, wodurch einem groß angelegten Radsport-Wochenende in der Eifel nichts mehr im Wege stand. Von Freitag bis Sonntag wurde eine Kurve der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings in Blau-Weiß gehüllt – und das so erfolgreich auffällig, dass fremde Radfahrer für sich die „Uckerather Kurve“ als Treffpunkt ausmachten. Du kannst mit Rad am Ring überhaupt nichts anfangen? Dann haben wir eingangs für dich eine Erklärung, worum es bei dem Event überhaupt geht.

Die Vorbereitung – Gesellige Runde am Freitagabend

So ein Radsportwochenende will gut geplant sein. Zugegeben, man hätte es noch etwas detailreicher planen können als es in diesem Jahr beim SC Uckerath der Fall war, aber das lässt sich mit der kurz vorher stattfindenden „Mauer von Uckerath“ und dem Planungsaufwand für das eigene Event leicht erklären. Nichtsdestotrotz bildeten sich erfolgreich Fahrgemeinschaften, aus der Vereinskasse wurde die Verpflegung für das Wochenende im EDEKA in Uckerath eingekauft und sogar ein großes Teamzelt konnte organisiert werden. Am Freitagabend war es schon recht windig am Nürburgring und so dauerte es eine Weile, bis das große Zelt bei windigen Böen gut und sicher stand.

Carboloading am Freitagabend
Es gab Nudeln im Überfluss

Letztendlich war es darin dann aber windstill und so fand das Rad am Ring Team des SC Uckerath am ersten Abend in geselliger Runde zusammen. Bei Guter-Laune-Musik, Krombacher o,0%, Gaffel Kölsch und einer riesigen Portion Nudeln wurde so mancher Quatsch erzählt und viel gelacht. Auch für eine gemeinsame Begehung des Expo-Geländes war noch Zeit. Spätestens als dann das „100 Jahre Sport-Club Uckerath“ Banner entlang der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings gespannt wurde, war der SCU in der Grünen Hölle angekommen. Im Uckerather Teamcamp zog man sich gegen 23 Uhr überraschend früh, aber sehr diszipliniert, in die Zelte und Wohnmobile zur Bettruhe zurück. Wohlwissend, was in den nächsten Tagen bevorstehen würde.

Der Wettkampftag – Jeder gibt, was er oder sie kann

Jedermann-Rennen 150 km (6 Runden)

Am Samstag um 12:30 Uhr machte mit Jean-Pierre Jonen ein ganz neues Gesicht beim SC Uckerath den Anfang. Gerade erst seit einer Woche ein Blau-Weißer und deshalb noch für ein anderes Team fahrend, startete JP beim Jedermann-Rennen auf 150 km Distanz. Den Nürburgring per Rennrad kennt Jean-Pierre bereits, hat er doch im letzten Jahr beim 24-Stunden-Rennen 8 Runden zurückgelegt. „Das Ergebnis hätte besser sein können“, zeigt sich Jean-Pierre in diesem Jahr nach den 150 km selbstkritisch. Mit 4:56:22 Stunden hat er immerhin sein Minimalziel von 6 Runden in unter 5 Stunden erreicht. Gerne hätte er es aber in 4:30:00 geschafft. Auch die angestrebte Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h hat er in der Fuchsröhre um 4 km/h knapp verpasst. Dann eben im nächsten Jahr.

Jean-Pierre Jonen
6 Runden, 146,4 km, 3.360 Höhenmeter
04:56:22 Stunden, 29,64 km/h
24./66 Platzierung Altersklasse Master 2 m
116./317 Platzierung Gesamt

Kurz vor dem Start – das Jedermann-Rennen auf 150 km

Jedermann-Rennen 75 km (3 Runden)

Direkt im Anschluss an den Start von Jean-Pierre durften dann Jens Liebenau und Knut Tropschug im Jedermann-Rennen über 75 km Distanz auf die Strecke. „Das erste Mal tut immer weh“, weiß Knut mit einem Strahlen zu berichten. Auch für Jens war es das erste Mal mit dem Rennrad auf der Nordschleife. Im letzten Jahr war er lediglich als Servicemechaniker für ein befreundetes Team mit dabei. In einem Punkt waren sich beide einig: Die dritte Runde hätte nicht sein müssen. Die beiden Fahrer der Altersklasse Master 3 sind dennoch mit ihrer Leistung zufrieden und hatten eine Menge Spaß. „Das SCU Camp hatte eine super Lage. Man kam aus der Kurve und hat sofort das Banner gesehen. Nürburgring ist eine schöne Achterbahnfahrt.“, so Tropschug.

Jens Liebenau
3 Runden, 73,2 km, 1.680 Höhenmeter
03:02:57 Stunden, 24,01 km/h
94./166 Platzierung Altersklasse Master 3 m
453./746 Platzierung Gesamt

Knut Tropschug
3 Runden, 73,2 km, 1.680 Höhenmeter
03:35:32 Stunden, 20,38 km/h
147./166 Platzierung Altersklasse Master 3 m
658./746 Platzierung Gesamt

24-Stunden-Rennen

24-Stunden-Rennen bei Rad am Ring 2023

Im Anschluss an den Start der Jedermann-Rennen folgte dann der Startschuss für das 24-Stunden-Rennen. Der SC Uckerath war mit zwei Einzelstartern um Michael Lüghausen und Stephan Neuhausen, sowie zwei 2er Teams und zwei 4er Teams eingeschrieben. Gleich zu Beginn zeigten sich die Vor- und Nachteile der unterschiedlich gewählten Strategien und mit großer Bewunderung beobachtete man die anderen Teams bei der Übergabe des Transponders in Form einer Trinkflasche. Während beim SCU jedes Vereinsmitglied nach den bewältigten Runden zurück im Camp frenetisch gefeiert wurde, fand bei den Nachbarn die Übergabe im fliegenden Wechsel statt. Hier zählte offensichtlich jede Minute.

Fortan bestand der Ablauf des restlichen Tages im Wechsel damit, sich entweder auf der Strecke zu befinden und eine weitere Runde für das Team zu erfahren, im Teamzelt Nudeln zu kochen, etwas anderes Essbares abzugreifen oder in der Sonne am Rande der Grand-Prix-Strecke den anderen Teilnehmenden zuzuschauen. Mit fortschreitender Zeit des 24-Stunden-Rennens konnte man keine Bananen, Toastbrot, Nudeln, Waffeln oder Riegel und Power-Gels mehr sehen. Und doch zwang man sich gegenseitig die Speicher für die nächsten Runden rechtzeitig aufzufüllen. Gegen Abend wurden dann die Strategien in den einzelnen Teams teilweise gewechselt und manche fuhren mehrere Runden, um anderen eine längere Erholung oder in der Nacht sogar etwas Schlaf zu ermöglichen. Ganz im Sinne des Teamgedanken.

Fahrerwechsel bei Mario und Udo
Nikki mit 81,25 km/h in der Fuchsröhre
Chris bei einer seiner Nachtrunden

Bis auf wenige Ausnahmen waren auch die Nacht hindurch immer wieder Teammitglieder des SC Uckerath auf der Strecke. Zum einen galt es die gesteckten Teamziele zu erreichen, aber selbstverständlich hatten auch alle ein persönliches Rundenziel ausgerufen. Zusätzliche Motivation waren die vielen „Gaskranken“, die auch nach 17 Stunden Rennzeit noch immer durch die Uckerather Kurve „ballerten“. Woher nahmen diese Menschen jetzt noch die Kraft zu einer solchen, konstanten Leistung? Davor konnte man nur seinen Hut ziehen. Als am Sonntagmorgen gegen 5 Uhr der Wind deutlich zunahm und im Internet eine Sturmwarnung Stufe 1/6 ausgerufen wurde, musste kurzerhand die Erholungsphase verschoben und noch eben 1-2 Runden gefahren werden. Danach waren sich alle einig, dass alle mit der bis hierhin erbrachten Leistung zufrieden sein konnten und kein unnötiges Risiko mehr eingehen müssten.

Als dann die ersten Uckerather frisch geduscht aus den Sanitäranlagen kamen, erfuhren diese vom Abbruch des Rennens. Ein Teilnehmer war etwa 1,5 Stunden vor Rennschluss ohne Fremdeinwirkung so schwer gestürzt, dass ein Helikopter auf der Strecke landen musste, um den Verunfallten in die Uniklinik nach Bonn zu bringen. Die Rennleitung entschied sich dafür das 24-Stunden-Rennen danach nicht mehr fortzusetzen und handelte damit genau richtig. Inzwischen ist bekannt, dass der Gestürzte außer Lebensgefahr ist und voraussichtlich keine bleibenden Einschränkungen davontragen wird. Gott sei Dank.

Ein paar Eindrücke und Meinungen der SCU Teams vom 24-Stunden-Rennen:

Einzelstarter

Knut hat sichtlich Spaß beim Jedermann-Rennen
Stephan auf der Nordschleife
Einzelstarter Michael

Einzelstarter Stephan Neuhausen ist zufrieden sein Minimalziel von 10 Runden erreicht zu haben. Damit ist er auch vereinsintern am meisten Runden an diesem Wochenende auf dem Nürburgring gefahren. Nach seiner Einschätzung ist er weniger an der Kraft und vielmehr an der Zeit gescheitert. „Die Zeit verging wie im Flug. Ich hätte nicht gedacht, dass man so schnell 11 Stunden rumkriegen kann.“, zeigte sich Neuhausen überrascht. Bei seinen letzten drei Runden machte er sich auf der Strecke, insbesondere durch seine auf dem Oberrohr montierte Musikbox, viele Freunde. Einziger Wermutstropfen als Einzelstarter: von dem Treiben im Teamcamp bekam er wenig mit.

Stephan Neuhausen
10 Runden, 260 km, 5.600 Höhenmeter
17:17:03 Stunden
53./154 Platzierung Altersklasse Master 2 m
200./566 Platzierung Gesamt

Michael Lüghausen
7 Runden, 182 km, 3.920 Höhenmeter
19:14:22 Stunden
95./158 Platzierung Altersklasse Master 3 m
346./566 Platzierung Gesamt

2er Teams

Mario Gaffke auf dem Nürburgring beim 24-Stunden-Rennen
Kettenhunde unter sich

In den beiden 2er Teams lief nicht alles nach Plan. Im Team um Volker Winterscheid und Marc Frömel gab es über Nacht den Anflug einer Magen-Darm-Infektion. Das war besonders ärgerlich, weil die beiden die bis dahin gefahrenen Runden vereinsintern am schnellsten absolviert hatten und ganz gut ins Rennen gestartet waren. Yannik Strobl ist im anderen Team das 24-Stunden-Rennen hingegen zu schnell angegangen und musste nach 3 Runden im Wechsel länger pausieren. Zum Anbruch der Nacht legte er dann aber nochmal 2 weitere Runden nach. „Beim 24-Stunden-Rennen auf unserem Leistungsniveau geht es nicht in erster Linie darum, wie schnell du die Runden fährst, sondern dass du sie fährst. Yannik war völlig K.O., umso höher ist ihm das anzurechnen, nochmal 2 Runden für’s Team nachgelegt zu haben.“ zeigte sich Teamkollege Mario Gaffke beeindruckt. Yannik selber schwärmte hingegen von dem einwandfreien Asphalt der Rennstrecke und dem Teamzusammenhalt im Camp. „Jeder wurde angefeuert. Einfach geil!“

Mario Gaffke
8 Runden, 208 km, 4.480 Höhenmeter
Team:
13 Runden, 338 km, 7.280 Höhenmeter
20:08:41 Stunden
28./44 Platzierung Altersklasse Master 1 m
105./161 Platzierung Gesamt

Yannik Strobl
5 Runden, 130 km, 2.800 Höhenmeter
Team:
13 Runden, 338 km, 7.280 Höhenmeter
20:08:41 Stunden
28./44 Platzierung Altersklasse Master 1 m
105./161 Platzierung Gesamt

Volker Winterscheid
6 Runden, 156 km, 3.360 Höhenmeter
Team:
12 Runden, 312 km, 6.720 Höhenmeter
11:59:51 Stunden
41./54 Platzierung Altersklasse Master 2 m
115./161 Platzierung Gesamt

Marc Frömel
6 Runden, 156 km, 3.360 Höhenmeter
Team:
12 Runden, 312 km, 6.720 Höhenmeter
11:59:51 Stunden
41./54 Platzierung Altersklasse Master 2 m
115./161 Platzierung Gesamt

In der Uckerather Kurve gab es Service in jeglicher Hinsicht

4er Teams

Etwas gemütlicher dürfte es hingegen im 4er Team rund um Christoph Tillmann, Nicole Henßler, Florian Löring und Holger Näther zugegangen sein. Auch wenn am Ende nur insgesamt 12 Runden für das Team zusammenkamen, zieht Christoph Tillmann bereits jetzt seine Lehre für das kommende Rad am Ring daraus. „Das Streckenprofil an sich ist bereits eine Herausforderung, aber was ich deutlich unterschätzt habe, ist der Einfluss von Schlafentzug und einseitiger Sporternährung auf den Körper. Diese Nebenschauplätze müssen vor dem nächsten 24-Stunden Rennen ebenfalls ‚trainiert‘ werden.“ Viel Respekt zollte Tillmann allen, die sich immer und immer wieder auf das Rad geschwungen haben, um das Rundenkonto für den SCU hochzuschrauben. „Neben dem Rennen bleibt vor allem die tolle Atmosphäre an der Strecke und das schöne Miteinander zwischen den Teamcamps in Erinnerung.“, so Tillmann abschließend.

Christoph Tillmann
5 Runden, 130 km, 2.800 Höhenmeter
Team:
12 Runden, 312 km, 6.720 Höhenmeter
21:36:33 Stunden
295./304 Platzierung Altersklasse Master 1 m
730./771 Platzierung Gesamt

Nicole Henßler
3 Runden, 78 km, 1.680 Höhenmeter
Team:
12 Runden, 312 km, 6.720 Höhenmeter
21:36:33 Stunden
295./304 Platzierung Altersklasse Master 1 m
730./771 Platzierung Gesamt

Florian Löring
3 Runden, 78 km, 1.680 Höhenmeter
Team:
12 Runden, 312 km, 6.720 Höhenmeter
21:36:33 Stunden
295./304 Platzierung Altersklasse Master 1 m
730./771 Platzierung Gesamt

Holger Näther
1 Runde, 26 km, 560 Höhenmeter
Team:
12 Runden, 312 km, 6.720 Höhenmeter
21:36:33 Stunden
295./304 Platzierung Altersklasse Master 1 m
730./771 Platzierung Gesamt

Yannik hat Vorfreude
Chris wird eng verfolgt
Zeit für einen Trinkflaschenwechsel

Für Udo Görgens war es das erste Mal auf dem Nürburgring. Er trat im 4er Team zusammen mit Mario Arlitt, Markus Hühnerberg und Jörg Zaigler (SCU Gastfahrer) an. Gemeinsam erfuhren die vier solide 20 Runden und zeigten sich damit abschließend zufrieden. Görgens fasste schlussendlich schön zusammen: „An die persönliche Leistungsgrenze gehen auf der schönsten Rennstrecke der Welt! Tolles Erlebnis bei Nacht. Tolles Team. Starker Verein.“

Jörg Zaigler (Gastfahrer)
6 Runden, 156 km, 3.360 Höhenmeter
Team:
20 Runden, 520 km, 11.200 Höhenmeter
21:45:20 Stunden
177./304 Platzierung Altersklasse Master 1 m
422./771 Platzierung Gesamt

Markus Hühnerberg
5 Runden, 130 km, 2.800 Höhenmeter
Team:
20 Runden, 520 km, 11.200 Höhenmeter
21:45:20 Stunden
177./304 Platzierung Altersklasse Master 1 m
422./771 Platzierung Gesamt

Mario Arlitt
5 Runden, 130 km, 2.800 Höhenmeter
Team:
20 Runden, 520 km, 11.200 Höhenmeter
21:45:20 Stunden
177./304 Platzierung Altersklasse Master 1 m
422./771 Platzierung Gesamt

Udo Görgens
4 Runden, 104 km, 2.240 Höhenmeter
Team:
20 Runden, 520 km, 11.200 Höhenmeter
21:45:20 Stunden
177./304 Platzierung Altersklasse Master 1 m
422./771 Platzierung Gesamt

Mario in engem Fahrerfeld
SCU Gast Jörg wird von Udo auf die Strecke geschickt
Markus nach seiner ersten Runde

Wir kommen wieder

Am Abreisetag waren sich alle einig: wir kommen wieder. Sicherlich war nicht alles Gold was glänzt. Die Toilettensituation bei den Herren für das große Geschäft war katastrophal. Das Wetter war durchgehend sehr windig und einen vorzeitigen Rennabbruch wünscht man sich natürlich auch nicht, auch wenn das die einzig richtige Entscheidung war. Insgesamt ist das aber Meckern auf hohem Niveau. Alles in allem war Rad am Ring auch in diesem Jahr wieder super organisiert. Es ist etwas ganz Besonderes auf dem tollen Belag der Rennstrecke mit dem Rennrad zu fahren und die ersten hegen schon Pläne für ihr Comeback in 2024. Wer weiß? Möglicherweise wächst die SCU Rad am Ring Familie weiter.

Der SCU bei Rad am Ring in Zahlen

2 Tage
17 SCU Mitglieder, 1 SCU Gastfahrer
91 Runden Nürburgring
2.350 Kilometer
50.960 Höhenmeter
ca. 128 Stunden auf dem Rad

SC Uckerath 1922 e.V. - Radsport
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