In diesem Jahr stand zum ersten Mal eine Vereinsfahrt der Rennrad Gruppe des SC Uckerath an. Zum Jahreswechsel konnte man sich auf Freiburg im Breisgau als Ziel für ein verlängertes Radsportwochenende einigen.

Die Entscheidung lag besonders nahe, da Mitglied Jens Liebenau erst vor 5 Jahren aus Freiburg in das schöne Blankenberg gezogen ist. Er kennt die Universitätsstadt im Schwarzwald wie seine Westentasche, hat dort noch viele Kontakte und ist hier schon sehr viel Rennrad gefahren. Kurzerhand erklärte sich Jens bereit die Planung für das Wochenende zu übernehmen. Insgesamt nahmen 11 Mitglieder und 1 Gastfahrer das Angebot unserer Vereinsfahrt in den Schwarzwald wahr. Darunter auch Jens, der auch vor Ort als Guide für unsere Rennrad Gruppe zur Verfügung stand.

Die Anreise – Texaspass am Kaiserstuhl

Für 10 unserer Mitglieder erfolgte die Anreise bereits am Donnerstagmorgen. Verteilt auf mehrere Autobesatzungen trat man am frühen Morgen die Reise gen Süden an. Die Anreise der Autobesatzung um Florian, Holger und Nikki verzögerte sich leider so sehr, dass diese zum geplanten Treffpunkt vor Ort nicht zugegen waren. Markus und Gastfahrer Christopher sollten berufsbedingt ohnehin erst am Freitagabend dazustoßen. Daher nahmen am Anreisetag nur Jens, Marco, Stephan, Marc, Benny, Michel und Mario an der geplanten, kurzen Einrollrunde teil.

Blick auf den Texaspass am Kaiserstuhl

Über gut ausgebaute Fahrradwege bekamen die Mitglieder des SC Uckerath einen tollen ersten Eindruck von Freiburg und Umgebung. Die Route führte uns in den Nordwesten Richtung Kaiserstuhl, einem kleinen Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs. Ein klein wenig erinnert das Gebirge mit seiner Form an die Reisterrassen auf Bali. Bei kühlen Temperaturen, aber Sonnenschein, wurde von unserer Gruppe der Texaspass (385 HM) erklommen. Radfahrern könnte der Texaspass durch die Rothaus-Regio-Tour bekannt sein. Dort wird insbesondere auf der Schlussetappe der Texaspass mehrfach befahren. Seinen Spitznamen hat er erhalten, weil der serpentinenartige Verlauf der Straße an das Lasso eines Cowboys erinnert. Auf der Aussichtsplattform angekommen, sammelte sich der SCU für ein Gruppenfoto.

Eine etwas ältere, sympathische Dame musste als Fotografin herhalten und entpuppte sich kurzerhand als Winzerin, die uns in Windeseile eine Flasche ihres Weines schenkte. Glücklicherweise hatte Jens noch einen Trinkflaschenhalter frei und die Glasflasche passte perfekt. Nach fast 80 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h und 325 Höhenmetern kam unsere Gruppe heil mitsamt der Weinflasche im Hotel an und konnte dann auch einchecken. Den Abend lies der SC Uckerath dann gemeinsam in der Gaststätte Paradies beim Abendessen und ein paar Kaltgetränken ausklingen.

Gruppenfoto Texaspass (v.l.n.r.: Stephan, Jens, Marc, Michel, Mario, Marco, Benny)
Weingeschenk von Frau Staiblin

Wie sich bei nachträglicher Recherche herausstellte, handelte es sich bei der Winzerin um Gerdi Staiblin. Sie ist ehemalige Badische Weinkönigin (1962), Deutsche Weinprinzessin (1963-1964) und CDU Politikerin (u.a. 1996 – 2001 Ministerin für Ernährung und Ländlichen Raum des Landes Baden-Württemberg).

Vorgezogenes Highlight – Geiersnest und Schauinsland

Für Freitag und Samstag waren die höchsten Erhebungen im Schwarzwald, Kandel (1.204 HM) und Schauinsland (1.200 HM), geplant. Da jedoch der Kandel leider aufgrund von Straßenarbeiten gesperrt war, wurde die von vielen ersehnte Kletterpartie auf Schauinsland kurzerhand vorgezogen. Unser Guide Jens hatte zuvor mit Geiersnest (820 HM) einen weniger bekannten Pass aus dem Ärmel gezaubert, den es ebenfalls zu bezwingen galt. Auf einer verkehrsarmen und landschaftlich schönen Strecke kämpften sich die bis dahin 10 anwesenden SCU Mitglieder über St. Ulrich bis Geiersnest hinauf. Die meisten von uns benötigten ca. 45 – 60 Minuten reine Kletterzeit dafür. Der unrhythmische Anstieg war nicht unbedingt jedermanns Ding und so war dem ein oder anderen am Gipfel schon ganz bange vor dem noch bevorstehenden längeren Anstieg auf Schauinsland. Eine flotte Abfahrt bei angenehmen Temperaturen machte dies allerdings vorerst vergessen und als unsere Gruppe dann am Fuße ankam, befand sie sich auch schon gleich am Fuße von Schauinsland, sodass wenig Zeit zum Nachdenken blieb.

Gruppenfoto auf dem Geiersnest (v.l.n.r.: Marco, Nikki, Stephan, Jens, Mario, Benny, Michel)

Ab nun ging es 12 km lang bergauf und aufgrund eines Planungsfehlers teilte sich die Gruppe hierbei etwa 3 km vor dem Gipfel. Zu einer am Hang gelegenen Einkehr bei Kaffee und Kuchen wurde sich wieder gesammelt und der Teil des SCU, der unwissentlich abgekürzt hatte und gar nicht bis zum eigentlichen Gipfel gefahren war, machte sich derweil nochmal auf, um den Pass auch tatsächlich komplett zu befahren. Über den kompletten Tag sollten wir Glück mit dem Wetter haben. Auch wenn das Wechselspiel aus Sonne und dunklen Wolken zwischenzeitlich Sorgen bereitete, tat das der guten Erfolgsstimmung auf dem Schauinsland keinen Abbruch und es wurde viel miteinander gelacht. Beim Schauinsland handelt es sich um Freiburgs Hausberg für Sportbegeisterte. Er bietet vom Gipfel einen Blick auf den traumhaften Hochschwarzwald bis hin zur Alpenkette Vogesen in Ostfrankreich. Bis 1954 handelte es sich um das größte Silberbergwerk Süddeutschlands mit über 700 Jahren Bergbaugeschichte. Heute erinnert ein Bergbaumuseum am Gipfel daran, welches von Touristen über die 3.600 Meter lange Gondelseilbahn erreicht werden kann.

Aussicht Schauinsland
Einkehr auf Kaffee und Kuchen
Die Gondelbahn am Schauinsland

Gerüchten zur Folge sollen zwei Mitglieder den Aufstieg per Gondel genommen haben, den Rest der Gruppe aber den Tag über bis zum Abendessen in dem Glauben gelassen haben, sie seien den Pass komplett gefahren. Dafür bekamen sie zunächst viel Anerkennung, zum Ende konnten aber auch hierüber alle lachen. Auf die beiden Anstiege folgten 50 flache Kilometer, wo noch einmal etwas mehr Geschwindigkeit aufgebaut werden konnte. Als absehbar war, dass wir relativ früh am Hotel eintreffen würden, äußerte die Gruppe den Wunsch noch spontan eine Schleife an die geplante Tour dran zu hängen. Local Guide Jens zauberte ohne lang zu überlegen noch einen historischen Leckerbissen aus dem Ärmel und führte den SC Uckerath zum Tuniberg. Hier kam unsere Rennrad Gruppe in den Genuss auf den Spuren von Jan Ullrich zu fahren, denn an jenem, relativ kurzen Berg, trainierte dieser seine Angriffe, so wusste Jens zu berichten. Ein echtes Highlight für Fans. Nach ca. 105 km und 1.700 Höhenmeter kamen wir am Ende auf einen Schnitt von 22 km/h.

Zum Abendessen traf sich die Gruppe an diesem Abend beim Italiener auf Pasta und Pizza. Dort wurde akribisch die Alternative zum Kandel für den Samstag geplant. Nach vielfachem Hin und Her einigte man sich, auch in Rücksprache mit den inzwischen eingetroffenen Nachzüglern Markus und Christopher, auf eine längere Drei-Länder-Tour durch die Schweiz und Frankreich. Entsprechend früh traten die meisten von uns den Weg ins Bett an.

Drei-Länder-Tour – Deutschland, Schweiz, Frankreich

Etwas früher als an den vorherigen Tagen starteten wir, komplett ins neue Vereinstrikot gehüllt, unsere am Vorabend geplante Drei-Länder-Tour. Florian und Holger wählten für sich an diesem Tag ein höhenmeterärmeres Alternativprogramm und traten eine fast flache 110 km lange Tour nach Frankreich und zurück an. Guide Jens schonte sich gesundheitlich angeschlagen und besuchte derweil die Familie, sodass die Drei-Länder-Tour zu neunt gefahren wurde. Auf den ersten Kilometern warteten zwischen den Weinbergen eine ganze Menge Höhenmeter auf uns. In Kombination mit dem Vortag taten sich hier einige schwer, hatte man doch noch die für viele ungewohnten 1.700 Höhenmeter in den Knochen. Als aber nach den ersten 40 km schon 800 von insgesamt 1.000 Höhenmeter an diesem Tag bewältigt waren, kam die Truppe ganz gut in Tritt und fuhr über weite Strecken in der Ebene mit einem Schnitt von 30 km/h.

Müller Reisen – auch in Freiburg für Sie vor Ort
Der SCU hat ganz Basel im Rücken
Hopp Schwiiz

Nachdem man sich, wohlwissend der Schweizer-Preise, auf deutscher Seite nach halber Strecke noch in einem Café mit Kaffee und Kuchen gestärkt hatte, wurde die Grenze in die Schweiz bei Basel überquert. Hier führten tolle Radwege durch ein komplett begrüntes Waldstück und selbst in der City war das Angebot an Radwegen oder Radstreifen auf der Straße dermaßen gut, dass zu keiner Zeit der zuvor befürchtete Großstadt-Verkehrsstress aufkam. In einer Skatebowl durfte Stephan zwischenzeitlich mit seinem Rennrad noch sein Können zeigen, ehe wir den Rhein passierten und ein Stück Heimat genießen durften, was uns kurz innehalten ließ. Ehe wir uns versahen befanden wir uns dann schon, weniger spektakulär als an der Deutsch-Schweiz-Grenze mit Zollhäuschen, in Frankreich.

Crewlove – kurz innehalten und ein Stück Heimat von Papa Rhein in Basel einatmen

Auch in Frankreich wurden beim Radverkehr Unterschiede zu Deutschland deutlich. Plane, astrein asphaltierte Radwege. Eine Spur für die eine Richtung, eine Spur für die andere Richtung und sogar noch eine Spur für Fußgänger. Wäre das in Deutschland so, würde es mit Sicherheit auch deutlich weniger Abneigung den Radfahrern gegenüber geben – hier sind wir auf der Straße nicht gewollt und auf dem (geteilten) Radweg bestenfalls geduldet. Auch die Autofahrer zeigten sich in der Schweiz und in Frankreich sehr viel offener und ließen uns ausnahmslos im Kreisverkehr vor oder winkten uns frühzeitig bremsend über die Straßen. Im Umkehrschluss wurden wir dann ungelogen auf den ersten 3 Kilometern in Deutschland wieder sinnlos angehupt. Es ist noch ein langer Weg bis Radfahrer mehr Akzeptanz im Straßenverkehr in Deutschland erhalten. Wenige Kilometer vor dem Hotel überlegten wir dann noch, ob wir Marco zur Liebe noch einmal spontan das Geiersnest hochfahren wollen. Einigen war nach 140 km und 1.000 Höhenmetern bei einem Schnitt von 24 km/h nicht wirklich danach. Andere wiederum verloren die Lust bei einem Blick auf den Wetterbericht und so beließen wir es dabei. Eine goldrichtige Entscheidung: mit den ersten Regentropfen kamen wir glücklich, aber ausgelaugt, zurück am Hotel an.

Radwege in Frankreich – dreispurig
Allez, allez, allez
Weinprobe Staiblin – trés bien

An unserem letzten Abend kehrten wir im Urban Eight, einem hippen Laden in Hotelnähe ein. Bei Burger und Bier verbrachten wir dort einen netten Abend, der anschließend in der Hotellobby noch bis tief in die Nacht fortgesetzt werden sollte. Auch die Weinflasche von Gerdi Staiblin wurde kurzerhand auf einem Hotelzimmer geleert, ehe es für die meisten in die Federn ging.

Die Abreise – Geiersnest zum Abschied

Abhängig vom Verlauf des Vorabends war nochmal eine kurze Runde am Abreisetag geplant. Dafür wurde der Check-Out in einem Hotelzimmer als „Duschzimmer“ verlängert. Da am letzten Abend dann aber doch tiefer ins Glas geschaut wurde und dem ein oder anderen die Belastung der letzten Tage doch zu schaffen machte, reduzierte sich die ursprünglich geplante Mannschaftsstärke von 8 Fahrern auf 4. Markus, Christopher, sowie Michel und Mario machten sich zum Abschied noch einmal auf zum Geiersnest. Markus und Christopher waren als Nachzügler am Freitagabend bisher nicht in den Genuß gekommen und Michel und Mario wollten ihnen dabei Gesellschaft leisten. Dabei konnte man nochmal ausgiebig Abschied nehmen. Von der in den letzten Tagen so hochfrequentierten Freiburger Fahrradstraße auf dem Weg aus der Stadt, den vielen Weinbergen mit ihrem wunderbaren Panorama, der von Michel so heiß herbeigesehnten Volksbank und natürlich dem mehrfach in den letzten Tagen passierten Eier- und Frikadellenautomaten. Selbstredend auch vom Geiersnest, wenngleich sich dem Schreiber dieser Zeilen die Nackenhaare beim Gedanken an einen dritten Aufstieg aufstellen. Nach ca. 45 km und 800 Höhenmetern war die Tour nach 2 Stunden auch schon beendet und man konnte planmäßig duschen und auschecken.

Freiburgs Weinberge – ein Traum
Mit Blick auf das Freiburger Münster
Anstieg am Geiersnest

Es war eine grandiose Zeit für den SC Uckerath im Schwarzwald und alle Teilnehmer sind sich einig, dass im nächsten Jahr unbedingt wieder eine Vereinsfahrt geplant werden sollte. Dann aber mit einem anderen Reiseziel, auch wenn es uns in Freiburg sehr gut gefallen hat. Die letzten 4 Tage haben die Beteiligten im Sinne des Teambuildings nähergebracht, auch wenn es natürlich mal zu kleineren Reibereien kommen kann, wenn so viele Personen auf einem Haufen hängen. Es ist nicht immer leicht alle Interessen, die unterschiedlichen Leistungsgrade und unterschiedliche Charaktere unter einen Hut zu bekommen. Das durch die Bank weg positive Feedback zeigt aber, dass das dem SCU bei seiner ersten Vereinsfahrt durchaus gelungen ist. Dafür abschließend auch nochmal ein riesen Dankeschön an Organisator und Guide Jens Liebenau.

Die Vereinsfahrt in Zahlen

  • 4 Tage
  • 370 Kilometer
  • 3.825 Höhenmeter
  • 16 Stunden auf dem Rad
  • 23 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
SC Uckerath 1922 e.V. - Radsport
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